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    Kursbericht von Foto-Dozent Wolfgang Veeser

    Wie sieht eigentlich ein artistravel-Fotokurs aus der Sicht einer unserer Dozenten aus? Dieser Frage wollen wir heute auf den Grund gehen – mit einem Erfahrungsbericht aus erster Hand! Geschrieben von Wolfgang Veeser, einem langjährigen artistravel-Fotodozent. Er berichtet von seinem Fotokurs in der Sächsischen Schweiz. Viel Spaß beim Lesen!

    1. Wie fandest Du den Kurs? Beschreib' gerne im Detail, wie die Gruppendynamik und generell der Kurs für Dich war. Wenn Du ihm eine Note geben würdest, welche wäre es?

    Grundsätzlich ist es so, dass die Gruppen hinsichtlich Vorwissen nie ganz homogen sind. Das ist eine Herausforderung. Hier war das Vorwissen aber in etwa gleich, was die Arbeit, insbesondere den theoretischen Teil, erleichterte. Gruppendynamik, bzw. Zusammenhalt ist wichtig. Die Teilnehmer wollen ja nicht nur was lernen, sondern auch eine gute Woche verbringen. Zudem ist es wichtig, dass sich die Teilnehmer bezüglich der Kursgestaltung möglichst einig sind. Das war der Fall.

    2. Thema des Kurses: Was ist das besondere an diesem Thema?

    Beim Workshop in der Sächsischen Schweiz war das Thema kreative Naturfotografie. Das setzt bei einer Dauer von 5 Tagen Vorkenntnisse voraus, sonst reicht die Zeit nicht aus, um reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten. Diese waren auch bei allen Teilnehmern vorhanden, sodass wir Doppelbelichtungen, Wischer, High-key, Low-key usw. erstellen konnten. Besonders ist natürlich daran, dass kreative Naturfotografie die höchste Disziplin der Naturfotografie ist und auch richtig Freude bereitet (den Teilnehmern* und mir).

    3. Wie kann man sich nun den Ablauf des Kurses vorstellen? Wie hast Du diese Zeit gefüllt?

    Der Ablauf eines Workshops hängt bei mir immer vom Wetter ab! Die Planung erfolgt immer erst am Abend vorher, wenn eine ziemlich exakte Wettervorhersage vorliegt, bei schlechten Tagen passiert das Ganze aber auch spontan. Die Planung findet auch immer im Dialog mit den Teilnehmern statt. 

    Bei gutem Wetter geht es morgens bereits vor dem Frühstück zum Fotografieren. Ziel ist es, ca. 30 Minuten vor Sonnenaufgang an der Location zu sein. Dort bleiben wir dann und fotografieren, nutzen das tageseinmalige Licht und bleiben dort bis es ca. 60-90 Minuten nach Sonnenaufgang zurück zum Frühstück geht. Es findet grundsätzlich täglich eine theoretische Einheit von ca. 90 Min. statt, ab dem zweiten Tag mit Bildbesprechung bei der grundsätzlich um die 5 Bilder des Vortages besprochen werden. Die Zeit danach (vor allem abends bis nach dem Sonnenuntergang) widmen wir ganz der Fotografie an sich.

    Mindestens einmal nehmen wir auch die “Blaue Stunde'' (deutlich nach Sonnenuntergang) mit. An Regentagen nutzen wir spontan die Zeitfenster, in denen es nicht oder nur schwach regnet. Am Abend darf auf jeden Fall das gemeinsame Essen nicht fehlen. Das ist gut für die Gruppendynamik und führt meist zu interessanten Gesprächen rund um die Fotografie und über „Gott und die Welt“.

    4. Wie ging es nach dem Kennenlernen weiter? 

    Kennenlernen tut man sich ja meist schon beim Abendessen am Sonntag. Wichtig ist bei mir am ersten Tag, dass ich einen Einblick bekomme, welches Vorwissen bei den Teilnehmern vorhanden ist. Nur wenn ich das möglichst exakt einschätzen kann, kann ich den jeweiligen Teilnehmer auch weiterbringen. Ziel ist es ja, die Teilnehmer fotografisch deutlich besser zu machen.

    5. Was passiert genau in den praktischen Kursteilen?

    Wichtig ist, die theoretischen Kursinhalte möglichst am gleichen Tag und in der Woche in die Praxis umzusetzen. Dann bleiben sie haften. Das ist eindeutig das effektivste Lernen! D.h. ich beschreibe die ausgesuchte Location und welche Bilder hier typischerweise möglich sind. Zudem versuche ich den Teilnehmern die theoretischen Inhalte zur Umsetzung mit auf den Weg zu geben.

    6. Was passiert genau in den theoretischen Kursteilen?

    Ich vermittle die theoretische Basis, je nach Vorwissen (siehe Punkt 4). Ohne die theoretischen Zusammenhänge ist es praktisch nicht möglich, Ergebnisse reproduzieren zu können und so bleiben die gute Bilder „Glücks- oder Zufallstreffer“. Nur mit dem notwendigen Vorwissen kann man Bildideen in gute Bilder umsetzen. Ich versuche die Theorie so einfach wie möglich zu erklären. Ohne Mathematik, Physik usw. So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

    7. Was hat Dir an der Umgebung am besten gefallen? Würdest Du dort gerne erneut einen Kurs geben?

    Sehr gut gefallen haben mir natürlich die Felsen mit den Blicken in die Wälder und Täler. Aber auch, dass es neben den Felsen auch andere Motive für Regen gibt, z.B. Flusstäler. Zudem, dass man bei dem Hotel direkt an der Bastei mitten im Zentrum ist. D.h. kurze Wege. Tatsächlich braucht man für die Motive rund um die Bastei nur aus dem Hotel zu gehen. Das ist natürlich Luxus. Ja, ich würde gerne noch einmal einen Workshop in der Sächsischen Schweiz halten.

    8. Es gibt immer Verbesserungsvorschläge bei Bildern: Wie bringst Du da am liebsten Deine Kritik an?

    Bildbesprechung ist wichtig, auch noch für Profifotografen. Man lernt nie aus! Bei der ersten Bildbesprechung zeige ich objektive Kriterien auf (Schärfe, Belichtung, Bildaufbau usw.). Dann zeige ich ein paar bei großen Fotowettbewerben prämierte Bilder von mir, die aber aus meiner Sicht immer noch nicht perfekt sind, bzw. kleine Fehler enthalten. Die Art, wie ich meine eigenen Bilder bespreche (konstruktive Bildkritik) animiert dann die Teilnehmer, sich an der Diskussion über die Bilder zu beteiligen. Sie erkennen dann, dass es darum geht, aus der Besprechung der Bilder zu lernen. Ich lasse es den Teilnehmer zudem offen, ob sie sich zu ihren Bildern „bekennen“, oder ob die Bilder ohne Nennung des Fotografen besprochen werden. Aber die Teilnehmer haben bisher immer mitgeteilt, dass das Bild zu ihnen gehört. 

    Ich möchte das Wort Kritik lieber als Verbesserungsvorschläge bezeichnen. Vor Ort (beim Fotografieren) versuche ich den Teilnehmer gleich Unterschiede zwischen der ersten Aufnahme und der Aufnahme nach dem Verbesserungsvorschlag zu zeigen. Bei der Bildbesprechung versuche ich immer, von der Location vom Vortag zwei bis drei Bilder von mir zu zeigen. Auch mit meiner ersten Einstellung und dann mit Verbesserungen durch eine andere Position, Brennweite, Filter usw.

    9. Was war für Dich der schönste Moment in dem Kurs?

    An einem Morgen auf einem typischen Felsen, als das Wetter mit Sonne und Wolken perfekt zusammenpasste. Das ist der Grund, warum man morgens früh aufsteht. Das haben auch die Teilnehmer so wahrgenommen.

    10. Gab es eine Challenge für Dich während des Kurses?

    Während des Workshops sind die Brände rund um die Bastei ausgebrochen. Wir wurden nachts telefonisch geweckt, um uns darauf hinzuweisen, dass die Türen und Fenster geschlossen werden sollen. Rund um die Bastei war dann das Gebiet gesperrt. Aber insgesamt war das kein großes Problem für den Kurs, für die Natur aber schon …

    Zudem ist es eine Herausforderung, wenn Teilnehmer körperlich eingeschränkt sind. D.h. Rückenschmerzen haben, nicht gut zu Fuß sind. Das gilt es bei den Locations zu berücksichtigen und schränkt die möglichen Plätze (hier Felsen) ein. Ich versuche dann die Gehzeiten und Höhenmeter jeweils so gering wie möglich zu halten.

    Bei dem Workshop in der Sächsischen Schweiz waren es nur drei Teilnehmer. Da hat man pro Teilnehmer fast zu viel Zeit. Da ist es eine Herausforderung den Teilnehmer zu betreuen, bzw. dann auch die notwendige Ruhe zu geben, um selbst Bildideen zu entwickeln und ihn „Arbeiten“ zu lassen.