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    Menschen portraitieren - die leere Leinwand

    "Auch nach 30 Jahren Malerfahrung überkommt mich nicht selten ein mulmiges Gefühl, wenn ich vor einer leeren Leinwand stehe", so beschreibt es die Portrait- und Menschenmalerin Helga Zumstein. Aller Anfang ist schwer gerade beim Portrait und Menschen malen: "Wo und wie fange ich an, was will ich überhaupt darstellen und kann ich technisch auf die Leinwand bringen, was mir vorschwebt? Ich gehöre nicht zur Kategorie Künstler, die in drei Strichen ein gelungenes Werk «hinschmeisst». Ich nehme mir Zeit und gefühlte tausend Arbeitsschritte und Schichten Farbe, bis ich mit meiner Arbeit zufrieden bin. «Step by Step» trifft meine Vorgehensweise gut. Meistens liefert mir eine fotografisch festgehaltene Situation mit Menschen ein Bildmotiv. Meine (Handy-)Kamera ist eine Art Skizzenbuch und täglich im Einsatz. Mit offenen Augen und neugierigem Blick gehe ich durch den Alltag und halte fest, was mich fasziniert - hauptsächlich sind es Menschen. In einem Notizbüchlein halte ich zudem Gedanken zu den fotografierten Situationen fest oder mache kleine, schnelle Skizzen. So ergibt sich mit der Zeit ein Fundus, aus dem ich schöpfen kann. Die Umsetzung eines Motivs kann seine Tücken haben. Wer aber regelmässig malt oder skizziert, verliert mit der Zeit auch die Angst vor der leeren Leinwand. Sogenannte «Fehler» beim Malen werden zu spannenden Lernerfahrungen und jedes neue Werk bringt neue Chancen. Eine Fotografie realitätsgetreu nachzumalen ist nie mein Ziel: Vielmehr will ich meiner Arbeit eine persönliche und unverkennbare Handschrift geben. Spontanität darf dabei nicht zu kurz kommen. Es ist einfacher, auf kleinformatigen Bildträgern ein gutes, intensives Bild zu malen. Die gleiche Intensität und Spannung auf grossen Bildflächen zu erreichen ist schwieriger. Deshalb male ich ein Bild oft zuerst im kleinen Format, bevor ich mich an die grosse Leinwand wage.
    Hilfs- und Beziehungslinien, Raster oder Passepartouts helfen, Proportionen grob in den Griff zu bekommen. Skizzierte Personen «bekleide» ich manchmal mit bunten Papierschnipseln und fotografiere diese «Papiercollage». Danach erst erhalten diese Personen mit dem Pinsel «Fleisch auf die Knochen». So baue ich mein Menschen-Portrait Schicht um Schicht auf.
    Bleibt da noch der Hintergrund, der alles zusammenhält. Hier trage ich buchstäblich dick auf. Mit Mustern, Schablonen, Streifen, Punkten usw. komplettiere ich mein Werk - und experimentiere dabei manchmal gehörig. Bild gelungen? Dann fehlt nur noch der passende Titel. Manchmal helfen spontane Geistes-
    blitze – oder ich finde eine Notiz in meinem Skizzenbüchlein, die mir den Weg zum Titel ebnet. Am Schluss eine der wichtigsten Zutaten für ein gelungenes Werk: Spass an der Arbeit haben und den «Flow» nutzen, den ein schöner Tag bietet!

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