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    "Bloß keine Wimmelbilder"

    Dozentin Carola Schmitt im Interview

    Carola Schmitt, die sich im ihrem Netzauftritt auch gern nur als „Frau Schmitt“ präsentiert, ist nicht nur seit zwei Jahren Foto-Dozentin bei artistravel, sondern nebenbei auch ein echter Alleskönner. Ob Hochzeiten, Portraits, Street oder Produktfotografie – sie traut sich an fast alles ran. Auch die Wohnsitzfrage ist bei ihr eher frei: Nach einem Lebensabschnitt in Hamburg lebte sie zehn Jahre lang im sonnigen Barcelona und baute sich schließlich in ihrem Geburtsort Mainz ein eigenes Studio auf. Unsere Kunden beschreiben sie nicht zu unrecht als „Energiebündel“ und dass sie es „einfach drauf hat, zu motivieren“. Ich frage Carola Schmitt, wie sie zu ihrer Passion gefunden hat, was es für sie bedeutet, das Fotografieren zu erlernen, und welchen Ratschlag sie Fotoanfängern als Erstes gibt.

     

    Carola, was waren für dich entscheidende Momente und Einflüsse, die dich zur Fotografie gebracht haben?

    Die Begeisterung, Momente festzuhalten und Emotionen zu transportieren, war schon immer da. Ich habe schon in der Foto-AG in der Schule fotografiert und Filme selbst entwickelt. Während meiner Laufbahn als Designerin haben mich dann immer wieder Kollegen und Freunde bestärkt, fotografisch stärker tätig zu werden. Ich tat dies bis dahin immer nur nebenberuflich.

    Als ich dann '99 nach Barcelona gezogen bin, hat mich die dortige Kunstszene sehr inspiriert. Ich war Teil eines Ateliers mit zwölf Künstlern und Fotografen aus aller Welt. Der Austausch war unterstützend und sehr bereichernd. Damals habe ich sehr viel mit Fotografie und Fotokunst experimentiert – und das noch mit Dias und per Hand mit Folien und Lacken! Das war die Zeit des Übergangs von der Analog- zur Digitalfotografie. In diesen Jahren hatte ich auch mehrere Ausstellungen in Spanien und Deutschland.

    Woher hast du am Anfang dieses Prozesses dein fotografisches Know-How gezogen? Hast du deine Fotografie-Fähigkeiten da hauptsächlich im Rahmen deines Design- Studiums entwickelt oder was waren die wichtigsten Lern-Quellen für dich?

    Eine Lern-Quelle war definitiv mein Kunstlehrer am Gymnasium. Er hatte wohl den stärksten Einfluss auf mich. Seine Begeisterung für Experimente und sein Schaffensdrang haben mich nachhaltig geprägt. Alles war möglich, es gab einfach keine Grenzen im kreativen Schaffensprozess.

     

    In meinem Studium konnte ich diese Energie, die sich auf mich übertragen hatte, verfeinern und mein Auge wurde geschärft. Ich habe gelernt, Flächen zu gestalten und grafisch zu sehen. Das hat mir mein Composing bewusst gemacht. Während dieser Zeit habe ich auch schon als Editorial Designer in den großen Verlagen Hamburgs gearbeitet. Das Gestalten mit Texten und Fotos hat meinen Blick für's Geschichtenerzählen geschult: Wie gestalte ich eine Reportage? Wie kann ich Inhalte und Gefühle über Bilder transportieren? Wann hat ein Foto Dynamik und Stärke? Welche Perspektive ist hilfreich? Und so weiter.

    So hat sich über die Jahre mein Bildstil entwickelt, auch später in Barcelona. Die Begeisterung für das fotografische Gestalten bricht nicht ab, sondern entwickelt sich immer weiter! Es ist wie ein Sog, ein Schaffensdrang.

    Wenn man sich deine fotografischen Aktivitäten anschaut, bekommt man den Eindruck, dass es nichts gibt, was du nicht machst: Ausstellende Künstlerin, Dozentin, Unternehmens-, Produkt-, Hochzeitsfotografie, Bloggerin… Muss man als Fotograf ein Allrounder sein?

    Ich mag die Abwechslung. Ein Fotograf, der kreativ ist, kann das in viele Bereiche übertragen. Außerdem fährt man sich nicht in einer Nische fest. Flexibel zu sein und sich immer wieder neu zu definieren, halte ich für ein positives Merkmal. Ein Designer macht auch nicht nur Flyer.

     

    Gibt es trotzdem fotografische Bereiche, die du für dich komplett ausschließt?

    Ja, komplexe Fotobereiche wie zum Beispiel Automobil-Fotografie oder Food-Fotografie überlasse ich gerne den Experten. Da braucht man nischenspezifische Erfahrungswerte.

    Und welche deiner fotografischen Aktivitäten liegen dir am meisten am Herzen?

    Ich mag den Umgang mit Menschen und bewege mich hauptsächlich in der Portrait- und Eventfotografie. Als Dozentin arbeite ich ja auch mit Menschen. Die direkte Interaktion liegt mir und es macht Spaß, das Beste in jedem Einzelnen zu sehen und herauszukitzeln! Im Rahmen der Kurse kann ich so meine Begeisterung für kreatives Schaffen weitergeben, wie sie damals mein Kunstlehrer an mich weitergegeben hat. So schließen sich die Kreise.

     

    Wie genau kam es überhaupt dazu, dass du Fotografie-Dozentin wurdest?

    Als ich 2011 nach Mainz zog, habe ich angefangen, in der Volkshochschule Fotokurse zu geben, die immer ausgebucht waren. Dieser Erfolg hat mich angeregt, auch Fotokurse in "meiner" wunderbaren Stadt Barcelona zu geben. Eigentlich sollte es am Anfang auch bei Barcelona bleiben, aber meine Kunden fragten immer: "Wohin geht es als Nächstes?" Sie forderten weitere Reiseziele und davon angespornt nahm ich jedes Jahr eine weitere Stadt ins Programm auf. So entstand „Insider-Fototour“ und die Idee, mehrtägige Fotokurse mit Citytrips zu kombinieren.

    Deine Kurse finden mittlerweile neben Spanien und Deutschland zum Beispiel auch in Portugal und den Niederlanden statt. Bei artistravel sind dieses Jahr noch Hamburg und Venedig dabei. Welche Orte auf der ganzen Welt waren für dich persönlich bisher die Favoriten zum Fotografieren?

    Da ich zehn Jahre lang in Barcelona gelebt habe und acht Jahre in Hamburg, sind diese beiden Städte meine Heimat geworden. Und dadurch, dass ich fließend Spanisch spreche, bewege ich mich sehr sicher in Spanien, was meinen Hang zu spanischen Städten erklärt. Aber grundsätzlich variieren die Favoriten, weil auch die Städte sich verändern. Leider auch wegen des negativen Einflusses des Tourismus. Gerade habe ich aber zum Beispiel wieder eine berauschende Neuentdeckung in Holland gemacht, die ich ab Herbst anbiete. Vor 15 Jahren war ich eher von mediterranen Städten angetan. Ich mag mich also gar nicht festlegen, jede Stadt kann für mich ihren eigenen Zauber haben.

     

    Was macht dir an deiner Arbeit als Fotodozentin am meisten Spaß?

    Die Aha-Erlebnisse meiner Teilnehmer, wenn ihnen ein Licht aufgeht und ihre Bilder deutlich besser werden!

    Hast du eine besondere Erinnerung an ein schönes Kurserlebnis?

    Es gab mal eine sehr intensive Begegnung in Lissabon, als wir abends in einem alteingesessenen Fadolokal waren. Ich wusste, dass es sich lohnt, nach dem offiziellen Konzert noch länger zu bleiben, da sich um Mitternacht die einheimischen Musiker dort nach ihren Auftritten versammeln, um nur für sich zu spielen.

    Den ganzen Abend hatte ich da schon eine Seniorin beobachtet, die in einem Sessel saß und von fast allen Einheimischen sehr liebevoll begrüßt wurde. Mir schwante, das sie jemand Besonderes sein musste. Gegen halb 1 oder 1 Uhr nachts setzte sich dann ein junger Gitarrist auf den langen Tisch, an dem sie saß, und fing an, zu spielen. Er lächelte sie an. Ein weiterer Musiker setzte sich dazu. Es wurde so still in dem Raum. Und dann fing sie an zu singen. Gänsehaut pur! Später haben wir herausgefunden, dass die 91-jährige Frau eine berühmte Fadosängerin war: Celeste Rodrigues.

    Ein Jahr später, als ich wieder in Lissabon war und das Restaurant besuchte, sagte man mir, dass Celeste leider verstorben sei. Um so wertvoller ist die Erinnerung an diesen Abend!

    Bist du als Dozentin vor dem Start eines Kurses aufgeregt?

    Immer. Und neugierig auf die Teilnehmer!

    Was siehst du deine Teilnehmer immer wieder falsch machen?

    Wimmelbilder. Es ist zu viel im Bild und das Auge weiß nicht, wo es zuerst hinschauen soll. Ich gebe immer als Erstes den Tipp, das Hauptmotiv klar herausarbeiten. Man muss aber auf viele Dinge achten, deshalb habe ich einen gedruckten Ratgeber mit zwölf Tipps und vielen Bildbeispielen herausgegeben: „Die unbeschwerte Leichtigkeit der Streetfotografie". Er hilft beim Einstieg in die Streetfotografie.

    Vielen Dank für das Interview, Carola!

     

     

    Carola Schmitt...

    ...fotografiert aus Leidenschaft: „Im Moment der Konzentration und des Fokussierens bin ich ganz im Hier und Jetzt. Das macht mich glücklich, es ist wie ein meditativer Zustand. Wenn mir dann ein gutes Bild gelingt, ist das wie ein Rausch, ein kreativer Höhenflug.“

    ...ist zu finden auf:

    Instagram I Facebook I www.insider-fototour.de I www.carolaschmitt.com

     

     

    Kurse von Carola Schmitt bei artistravel:

    Urban Landscape und Streetfotografie 

    Der Facettenreichtum Hamburgs bietet viele spannende Kulissen für eine kontrastreiche Streetfotografie. Bei Bildbesprechungen und -analysen lernen Sie, die richtige Stimmung im Bild zu erzeugen.

    Venedig: Mystik und Stille 

    Die Mystik Venedigs und die herbstliche Stimmung fangen wir in unseren Bildern ein. Dabei hilft uns die schwarz/weiß Fotografie. Erkunden Sie die Serenissima und entwickeln Sie Ihre eigene Bildsprache weiter.

     

    Insider-Fototouren von Carola Schmitt:

    Insider-Fototour: Stadt der sieben Hügel 

    Lass Dich ein auf das Gefühl Lissabon, auf das Weinen des Fado, auf das umwerfende Licht. Die Stadt mit ihren engen Gassen und Treppen, mit ihren betörenden Blicken über den Tejo bietet wunderbare Motive.

    Insider-Fototour: Valencia 

    Entdecken Sie Valencia und lernen Sie, Motive zu erkennen und in ansprechende Fotos umzusetzen. Dabei geht es auch darum, wie Sie Licht und Schatten, Farben und Formen richtig in Szene setzen.

     

     

    In dem Sinne: Folge immer dem, was dich begeistert!

    Jana